Aufstieg zur Vormacht im Mittelmeerraum

Republik

510 vertrieb der römische Adel die etruskischen Könige und gründete die 450 Jahre dauernde römische Republik. Zentrum der Macht war und blieb bis zum Ende der Republik der von den führenden Adelsfamilien (Patrizier) beherrschte Senat. Das einfache Volk (Plebejer, "Plebs") erlangte in den Ständekämpfen zwar weitgehende politische Mitbestimmungsrechte, aber die Aristokraten behielten immer die führende Rolle, sie mussten lediglich den Aufstieg plebejischer Familien durch wirtschaftliche Erfolge und militärische Verdienste hinnehmen ("homines novi"). Bestimmend für die Beziehung zwischen Oben und Unten war nicht die politische Verfassung, sondern das Klientelsystem: Patrizische Patrone gewährten ihren plebejischen Klienten Schutz, dafür erhielten sie Dienste und Treue sowie auch Stimmen in den Volksversammlungen. Obwohl besonders in den USA demokratische Einrichtungen (z.B. der Senat) nach römischen Vorbildern benannt wurden, war Rom niemals demokratisch. Frauen und Sklaven hatten ohnehin nichts zu sagen.

"Hannibal ante portas" - die Punischen Kriege

Bis 270 v. Chr.  beherrschte Rom durch erfolgreiche Kriegsführung und geschickte Bündnispolitik Mittel- und Süditalien. Ein Schönheitsfehler in der Erfolgsgeschichte ist lediglich die Eroberung und Plünderung Roms durch die Gallier 387. Der Sage nach weckten schnatternde Gänse die Besatzung der Burg auf dem Kapitol  vor dem nahen Feind, die Burg wurde gehalten. Trotzdem mussten die Römer dem Gallier-Fürsten Brennus Lösegeld zahlen. Als sie beim Wiegen des Goldes meckerten, legte dieser noch sein Schwert auf die Waage und sagte: "Vae victis", "Wehe den Besiegten", heute sprichwörtlich.

Römische Trireme ("Dreiruderer", drei Reihen Ruderer auf jeder Seite) mit Enterbrücke

Nun wagten die Römer, bisher reine Landratten, den Schritt aufs Meer. Karthago (im heutigen Tunesien) beherrschte mit seiner überlegenen Flotte das westliche Mittelmeer, auch Korsika, Sardinien und Sizilien waren karthagisch. Um Sizilien entbrannte 264 der erste punische Krieg (Punier = Karthager). Zur See erwiesen sich die Karthager als geschickter dabei, die feindlichen Schiffe mit dem Rammsporn am Bug zu versenken oder die Ruder abzurasieren und die Römer gingen zunächst fürchterlich baden. Eine geniale Idee brachte die Wende: Die Römer konstruierten auf ihren Schiffen eine Enterbrücke, über die Legionäre das feindliche Schiff stürmten, der gewohnte Landkrieg wurde so auf die See übertragen. 241 wurde Sizilien römisch, 237 folgten Sardinien und Korsika. Rom war eine Großmacht im Mittelmeerraum.

Aber Karthago gab noch nicht auf. Es expandierte in Spanien, während Rom die Kelten in Norditalien unterwarf. 218 nahm Rom Karthagos Machtzuwachs in Spanien nicht mehr hin und gedachte den Rivalen dort zu stellen, ein Angriff auf Italien schien nach dem Gewinn der Seeherrschaft im Ersten Punischen Krieg ausgeschlossen. Aber der geniale karthagische Feldherr Hannibal überquerte mit seinem Heer die Alpen, was bis dahin für unmöglich gehalten wurde, und überraschte die Römer in der Poebene, von wo aus er einen Siegeszug durch Italien antrat, der in der Vernichtungsschlacht von Cannae 216 gipfelte. Der Weg nach Rom war frei - "Hannibal ante portas", Hannibal steht vor der Tür. Die Römer standen zitternd auf ihren Mauern, aber Hannibal kam nicht. Er hielt es für klüger, Roms Bundesgenossen in Italien auf seine Seite zu bringen und Rom so zur Aufgabe zu zwingen. Aber die italienischen Städte hielten mehrheitlich zu Rom, und die Römer, aus Schaden klug geworden, gingen einer Schlacht mit Hannibal aus dem Weg. Schließlich musste Hannibal ungeschlagen Italien verlassen, denn inzwischen hatten die Römer Spanien erobert und waren in Afrika gelandet, wo sie Karthago bedrohten. Bei Zama vor Karthago verlor Hannibal 202 seine erste und entscheidende Schlacht.

Karthago war keine Gefahr mehr für Rom, trotzdem wurde es im Dritten Punischen Krieg 149-146 vollständig zerstört. Zu tief saß der Hannibal-Schock. Rom war die unbestrittene Vormacht im westlichen Mittelmeer. Die Reiche der Nachfolger Alexanders des Großen im Osten waren keine ebenbürtigen Gegner mehr, ein König nach dem anderen musste sich unterwerfen. 133 vererbte König Attalos von Pergamon resignierend den längst übermächtigen Römern sein Reich, die jetzt völlig zu Recht das Mittelmeer "Mare Nostrum", unser Meer, nennen konnten.

Die Herrschaft über das Mittelmeer brachte nicht nur Ruhm, Glanz und Reichtum, sondern verschärfte auch die sozialen Konflikte. Viele Bauern wurden von Großgrundbesitzern verdrängt, die ihre Güter mit Sklaven bewirtschafteten. Während einige durch die Eroberungen immer reicher wurden und in beispiellosem Luxus lebten, verarmten viele andere, die Gegensätze zwischen Arm und Reich wurden größer. Immer mehr Menschen strömten nach Rom, eine wachsende plebejische Unterschicht forderte Teilhabe an Wohlstand und Macht. Die wehrfähigen freien Römer, die wohlhabend genug waren um sich Rüstung und Waffen anschaffen zu können, reichten nicht mehr aus, um das Riesenreich zu verteidigen. Besitzlose Plebejer wurden zu den Waffen gerufen und vom Staat besoldet und ausgerüstet. Diese neuen Legionen fühlten sich ihrem General, der für sie sorgte wie ein Patron für seine Klienten, mehr verbunden als der Republik und wurden so zu einem Machtmittel innerer Auseinandersetzungen.  Die sozialen Konflikte und einsatzbereite Legionen, die keinen ebenbürtigen äußeren Feind mehr hatten, außerdem immer mehr Sklaven (Spartacus-Aufstand 73-71), führten zu 100 Jahren Bürgerkrieg, die erst Augustus mit der "Pax Romana" beendete.

Vom Rom der Republik ist heute nicht mehr viel übrig. Der Ursprung der Stadt liegt auf dem Palatin, Siedlungen auf den anderen Hügeln wurden integriert. Der Sumpf zwischen den Hügeln wurde zu Beginn der Republik trocken gelegt, so entstand das Forum Romanum, wo sich die Bewohner der Hügel trafen und einen Markt sowie repräsentative Bauten errichteten. Nach dem Einfall der Gallier 387 wurden die klassischen sieben Hügel ummauert (Servianische Mauer). Zur Versorgung und Entwässerung bauten die Römer während der Zeit der Eroberungen Kanalisationen (Cloaca Maxima), Aquädukte und gepflasterte Straßen in alle Richtungen, sowohl für Händler als auch für Legionen ("alle Wege führen nach Rom").  Gebäude aus dieser Zeit wichen den Prachtbauten der Kaiser.