Begriff[italienisch zu fascio »Rutenbündel«] der, zunächst Eigenbezeichnung einer politischen Bewegung, die unter Führung von Benito Mussolini 1922-45 in Italien die beherrschende politische Macht war und ein diktatorisches Regierungssystem trug; später für alle extrem nationalistischen, nach dem Führerprinzip organisierten, antiliberalen und antimarxistischen Bewegungen, Ideologien oder Herrschaftssysteme, die seit dem Ersten Weltkrieg die parlamentarischen Demokratien abzulösen suchten. (c) Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG, 2008 Der italienische FaschismusIm Jahr 1919 gründeten in Mailand rund 200 radikale Nationalisten und Sozialrevolutionäre unter der Führung von Benito Mussolini die "fasci Italiani di combattimento" (Italienische Kampfbünde). [...] Die Enttäuschung vieler Italiener über den Ausgang des Weltkrieges und die unerfüllten Territorialwünsche vor allem in Dalmatien und auf die jugoslawische Stadt Fiume verschaffte den Faschisten Auftrieb. [...] Den "fasci" gab dieser Erfolg entschlossener Gewaltanwendung ungeheuren Auftrieb [...]. In noch stärkerem Maß als später die SA bestimmten sie - formiert als sogenannte "squadri" - das politische Klima Anfang der 20er Jahre. Allein von Januar bis Mai 1921 wurden mehr als 200 Menschen bei Überfällen der Faschisten getötet. Der Versuch Mussolinis, parlamentarische Mehrheiten zu erreichen, schlug dagegen fehl. [...] Als er im Oktober 1922 mit einem "Marsch auf Rom", also mit einem Putsch droht, beruft König Viktor Emanuele Mussolini zum Ministerpräsidenten in ein Minderheitenkabinett. Der Marsch auf Rom, den er anschließend inszeniert, dient nur noch der Propaganda. [...] Der italienische Faschismus, der bis zur Ermordung Mussolinis 1945 das Land bestimmen wird, kann jedoch nur allmählich seine Machtbasis ausbauen [...] Auch in der Partei ist der "Duce" (Führer) Mussolini nicht so uneingeschränkt anerkannt wie später Hitler. Erst 1925 gelingt es ihm, die sozialistische Partei und antifaschistische Organisationen zu verbieten. [...] Der italienische Faschismus schuf mit seine ausgeprägten Führerkult [...] das Modell für spätere faschistische Bewegungen. [...] Orientierungspunkt für den italienischen Faschismus blieb das Prestige und Vorbild des antiken römischen Weltreiches. Aus: www.shoa.de Benito MussoliniBenito Amilcare Andrea Mussolini kam am 29. 7. 1883 in Predappio, in den
Bergen zwischen Florenz und Ravenna, als Sohn eines politisch links
engagierten Schmiedes und einer kirchlich orientierten Lehrerin zur Welt. Er
wurde Lehrer wie die Mutter und agitierte für die Sozialisten wie der Vater.
Vor dem Militärdienst drückte sich der spätere Militarist zunächst
(wie Adolf Hitler).
Seit Beginn der 1930er-Jahre, als Mussolini auf dem Höhepunkt seiner persönlichen Machtentfaltung stand, verfolgte er zunehmend eine imperialistische Außenpolitik, seit 1933 unter Ausnutzung der Gegensätze zwischen den beiden Westmächten und dem nationalsozialistischen Deutschland. 1935 ließ er italienische Truppen in Äthiopien einmarschieren, um die Grundlage einer italienischen Großmachtposition vom Mittelmeerraum bis Ostafrika zu schaffen. Unter dem Eindruck der Sanktionen des Völkerbundes gegen diesen Angriff näherte sich Mussolini dem nationalsozialistischen Deutschland. Hitler und Mussolini intervenierten im Spanischen Bürgerkrieg (Juli 1936 bis März 1939) zugunsten der aufständischen nationalspanischen Militärs. Im Oktober 1936 sprach Mussolini erstmals von einer Achse Berlin-Rom, versuchte aber noch einige Zeit, Italiens Schaukelpolitik als entscheidendes Gewicht in den europäischen Konflikten zwecks fernerer Gewinne weiter zu verfolgen. Im März 1938 musste Mussolini aber den »Anschluss« Österreichs an das Deutsche Reich hinnehmen und seine Vermittlung in der Sudetenkrise (September 1938) bei Abschluss des Münchener Abkommens blieb für ihn nur ein kurzer persönlicher Propagandaerfolg. Seine Politik geriet seitdem immer stärker in die Nähe zum nationalsozialistischen Deutschland (teilweise Übernahme der nationalsozialistischen Rassengesetze). Die Absicht, in Parallelkriegen eine einigermaßen gleichrangige Position gegenüber Hitlers Deutschland zu behaupten, misslang spätestens mit dem gescheiterten Angriff auf Griechenland im Herbst 1940. Seither fungierte Mussolinis faschistisches Italien nur noch als »Juniorpartner« des Dritten Reiches. In Verbindung mit den militärischen Misserfolgen führten innere Krisen zum Ende der Herrschaft Mussolinis. Im Juli 1943 wird Mussolini auf Veranlassung des Großen Faschistischen Rates vom König entlassen und verhaftet. Am 12. September befreiten ihn deutsche Fallschirmjäger und Mussolini regierte bis 1945 eine völlig von Nazi-Deutschland abhängige faschistische Republik im deutsch besetzten Teil Italiens. Kurz vor Kriegsende 1945 wurde Mussolini mit seiner Geliebten Clara Petacci auf der Flucht von italienischen Widerstandskämpfern gefangen genommen und erschossen. Stark gekürzt und leicht verändert aus dem Brockhaus Multimedial, Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG, 2008
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